Geschichte
Die Geschichte Ägyptens kann bis ca. 11.000 v. Chr. zurückverfolgt werden. 3.000 v. Chr. gab es die ersten Dynastien Ägyptens, die die ersten noch heute sichtbaren Pyramiden erbauen ließen. Die Ägypter der Gegenwart sind stolz auf die reiche geschichtliche Tradition Ihres Landes.
Zwischen 639 und 642 eroberten die Araber Ägypten und brachten den sunnitischen Islam ins Land. 643 gründeten sie in Nähe der altägyptischen Stadt Memphis und der römisch-christlichen Festungsanlage Babylon das Lager Fustat. Fustat und Umgebung dienten fortan als Verwaltungszentrum Ägyptens. Ab 868 wurde Ägypten unter den Tuluniden per Unabhängigkeitserklärung erstmals seit der Zeit der Pharaonen wieder eine eigenständige politische Macht. 970 wurde bei Fustat die neue Hauptstadt al-Manṣūriya, später „al-Qāhira al-Muʿizzīya“, das heutige Kairo, gegründet. Die Osmanische Eroberung Ägyptens führte 1517 zunächst wieder zur Fremdherrschaft, die Mamluken blieben aber einflussreich und hatten spätestens ab 1700 de facto wieder die Kontrolle über das Land. 1798 begann Napoleon seine Ägypten-Expedition. Damit zusammenhängend entstand von Ägypten ausgehend die Nahda-Bewegung, die die arabische Welt auf Basis eines modernen Islams und der nationalistischen Idee zu reformieren und zu modernisieren suchte.
Von 1805 bis 1840 herrschte Muhammad Ali Pascha. Sein Sohn Muhammad Said erteilte den Franzosen 1854-1856 die Sondergenehmigungen zum Bau des Sueskanals. Dieser wurde 1869 eröffnet und verbindet das Mittelmeer seitdem über das Rote Meer mit dem Indischen Ozean und verkürzt so den Seeweg von Europa nach Asien um rund 6.500 Kilometer. In der Folge überschuldete sich Ägypten derart, dass es 1875 seinen Anteil am Sueskanal an Großbritannien verkaufen und 1876 eine französisch-britische Schuldenverwaltung zulassen musste. Diese bestimmte fortan die Regierungspolitik, sodass Ägypten und seine Wirtschaft gänzlich auf die Befriedigung der Gläubiger und den Baumwollbedarf der englischen Textilindustrie ausgerichtet wurden.
Dies führte zur nationalistischen Urabi-Revolte, die in einem Aufstand die Kontrolle über das Land übernahm. Durch diesen Aufstand sah Großbritannien seinen Zugriff auf den Sueskanal bedroht, der für das britische Weltreich mittlerweile enorme Bedeutung erlangt hatte. Deshalb besetzten die Briten 1882 Ägypten und schlugen den Aufstand nieder. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde Ägypten als Sultanat Ägypten 1914 auch formal zu einem britischen Protektorat. Eine ägyptische Delegation um Saad Zaghlul forderte unmittelbar nach Kriegsende die Unabhängigkeit vom britischen Repräsentanten. Die Ablehnung dieser Forderung führte zu landesweiten Aufständen. Die Briten verloren die Kontrolle über Ägypten und sahen sich am 28.2.1922 gezwungen, die ägyptische Unabhängigkeit zu erklären. Am 15. März 1922 rief Sultan Fuad das unabhängige Königreich Ägypten aus. Am 19. April 1923 wurde Ägypten mit einer neuen Verfassung zur konstitutionellen Monarchie. Für die Dauer des 2. Weltkriegs wurde Ägypten de facto wieder zum britischen Protektorat, doch auch nach dessen Ende blieben die Briten im Land. Als die ägyptische Krise 1952 mit brennenden Auslandsvertretungen in Kairo und sich rasch ablösenden Regierungen ihren Höhepunkt fand, wurde der König zur Abdankung gezwungen.
Als am 18. Juni 1953 die Republik Ägypten ausgerufen wurde, hatte der Offizier Gamal Abdel Nasser bereits ein Militärregime fest etabliert. Von 1952 bis 1954 war er Ministerpräsident Ägyptens, von 1954 bis 1970 dann Staatspräsident sowie in der Periode der Vereinigung Ägyptens mit Syrien Präsident der Vereinigten Arabischen Republik. 1956 nationalisierte er den Sueskanal. Daraufhin begannen Israel, Großbritannien und Frankreich den Suez-Krieg gegen Ägypten, an dessen Ende die USA, die Sowjetunion und die UN die drei Staaten zwangen, sich aus Ägypten zurückzuziehen. Die ägyptische Souveränität und Eigentümerschaft des Kanals wurden bestätigt. Im Sechstagekrieg von 1967 erlebte Ägypten als Teil der sowjetisch unterstützten panarabischen Koalition eine katastrophale Niederlage. Israel erobert den Sinai bis zum Ostufer des Sueskanals.
Sein Nachfolger Anwar as-Sadat, Staatspräsident von 1970 bis 1981, versuchte 1973 unter anderem durch einen erneuten Krieg mit Israel den Rückhalt in der Bevölkerung zu erlangen. Die ägyptische Wirtschaft lag am Boden, die Jugend war desillusioniert. Zwar endet auch der Oktoberkrieg der arabischen Koalition gegen Israel in einer militärischen Niederlage. As-Sadat begann ab 1975 mit einer „Politik der Öffnung“ (Infitāḥ). Sie beinhaltete eine aktive Friedenspolitik gegenüber Israel, die Öffnung der Wirtschaft für Privatunternehmen und hin zum Weltmarkt und ein vorsichtiges Maß an Demokratisierung. Bereits 1975 führt Infitāḥ zur Wiedereröffnung des Sueskanals und 1979 zum Friedensvertrag mit Israel, in dessen Rahmen Ägypten den Sinai zurückerhielt. Seitdem kontrolliert Ägypten das heutige Staatsgebiet.
Hosni Mubarak, Staatspräsident von 1981 bis 2011, betrieb eine Politik des kalten Friedens mit Israel, in deren Folge Ägypten 1989 wieder vollrespektiertes Mitglied der Arabischen Liga wurde. Allerdings konnte auch er in den fast 30 Jahren seiner Amtszeit die seit der Unabhängigkeit Ägyptens 1922 bestehenden Probleme der Übervölkerung, Arbeitslosigkeit, Massenarmut und einer zerstrittenen Gesellschaft nicht lösen; stattdessen nutzte er sie zur persönlichen Bereicherung. All diese Faktoren führten 2011 zu Massenprotesten im Rahmens „Arabischen Frühlings“.
Anschließend erreichte Mohammed Mursi in freien Wahlen die Präsidentschaft, welche aber bereits 2013 mit Massendemonstration und einem Putsch des Militärs endete. Seit 2013 regiert der militärische Befehlshaber Abd al-Fattah as-Sisi Ägypten. Dessen Amtszeit wurde 2019 per Referendum verlängert.