Geschichte
Der große kulturelle Reichtum sowie die regionale und ethnische Vielfalt des heutigen Mexikos sind Teil eines großen historischen Erbes. Besonderheiten der politischen Kultur und bis heute wirkende Spannungsfelder sind Ergebnis einer wechselvollen und konfliktreichen Geschichte.
Der Name Mexiko leitet sich von den „Méxica“ ab, die auch „Azteken“ genannt werden. Sie beherrschten bei Ankunft der Spanier große Teile Zentralmexikos. Neben und vor den Azteken gab es auf dem Territorium des heutigen Mexiko eine Vielzahl regionaler Kulturen. Hierzu zählen zum Beispiel Olmeken (Golfküste), Mayas (Chiapas, Yucatán), Zapoteken (Oaxaca), Tolteken (Tula). Die Anfänge der Hochkulturen reichen weit über 3.000 Jahre zurück.
In Mexiko gibt es rund 42.000 archäologische Stätten wie Teotihuacán, Palenque oder Monte Alban. Die indigene Bevölkerung macht heute noch rund 13 Millionen aus. Ihre Traditionen, ihr Kunsthandwerk und ihre Küche sind fester Bestandteil der Identität Mexikos. Neben der Amtssprache Spanisch existieren zusätzlich 62 anerkannte indigene Sprachen, von denen Náhuatl und Maya die wichtigsten sind.
Nach dem Sieg von Hernán Cortéz 1521 über die Azteken bis zur Erlangung der Unabhängigkeit 1821 waren das Gebiet des heutigen Mexikos und der Süden der USA als Vizekönigreich Neuspanien Teil des spanischen Reiches. Davon zeugen heute noch die Kolonialarchitektur, die Charros mit ihren Sombreros oder der Katholizismus. Die spanische Sprache wurde zur verbindenden Klammer im Inneren und zum übrigen Kolonialreich.
Damals entstandene Denk- und Handlungsmuster sind bis heute prägend: Die zentrale Bedeutung von Familie, Freunden und persönlichen Beziehungen, das Nebeneinander von „formellen“ und „informellen Strukturen“ oder das ausgeprägte hierarchische und zentralistische Denken. In der Kolonialzeit hat sich auch die für Mexiko typische „mestizische“ Mischkultur aus spanischen und indigenen Elementen herausgebildet.
Die Unabhängigkeitskämpfe begannen 1810 nach der Besetzung Spaniens durch Napoleon und endeten 1821 mit der Unabhängigkeitserklärung. Darauf folgten rund 50 Jahre innerer Konflikte begleitet von ausländischen Invasionen und Interventionen. Mexiko verlor 1848 die Hälfte seines Territoriums an die USA und näherte sich bei der Abwehr der französischen Intervention (1862 - 1867) unter Präsident Benito Juárez endgültig dem nördlichen Nachbarn an. Die autoritäre Regierung von Porfirio Díaz (1876-1910) brachte Mexiko politische Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig wuchsen die sozialen und politischen Spannungen, die 1910 zum Ausbruch der mexikanischen Revolution führten.
Nach Revolution und Bürgerkrieg (1910 – 1929) ist Mexiko mit dem System der „Institutionellen Revolution“ einen ganz eigenen Weg gegangen, der dem Land bis Anfang der 1980er Jahre eine für Lateinamerika außergewöhnliche Stabilität und wirtschaftliche Dynamik bescherte. Es gab keine Militärumstürze und alle sechs Jahre einen friedlichen Wechsel im Präsidentenamt.
Grundlagen dieses Modells waren ein starker Zentralstaat, ein mächtiger Präsident und die korporatistisch organisierte Partei der Institutionellen Revolution (PRI). Die Wirtschaftspolitik war binnenmarktorientiert und von einem starken staatlichen Engagement geprägt. Die Politik war durch ein austarierendes Verhandeln gekennzeichnet.
Infolge des drastischen Zinsanstiegs und des Verfalls der Erdölpreise musste Mexiko 1982 seinen internationalen Gläubigern die Zahlungsunfähigkeit erklären. Die Präsidenten Miguel de la Madrid (1982-1988) und Carlos Salinas (1988-1994) führten drastische Strukturanpassungen durch und vollzogen einen radikalen Wandel der Wirtschaftspolitik. Staatsbetriebe wurden privatisiert und ein Schuldenabbau eingeleitet. Gleichzeitig erfolgte eine wirtschaftliche Öffnung Mexikos. Einen Meilenstein bildete das Inkrafttreten der Nordamerikanischen Freihandelszone 1994.
Parallel zur wirtschaftlichen Öffnung des Landes vollzog sich in Mexiko ein politischer Wandel. Es bildete sich ein Mehrparteiensystem heraus, das durch Wahlrechtsreformen in den 1990er Jahren gestärkt wurde. Den letzten Schritt im Wandlungsprozess bildete 2000 der Sieg des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Vicente Fox (PAN). Auch wenn sich nicht alle Erwartungen an den politischen Wandel (Cambio) erfüllt haben, wurden doch in der Amtszeit der PAN-Präsidenten Vicente Fox (2000-2006) und Felipe Calderón (2006-2012) die demokratische Kultur und die politischen Institutionen Mexikos weiter gefestigt. Dies bestätigte auch der Ablauf und der Ausgang der Präsidentschaftswahlen vom 1. Juli 2012. Nach 12 Jahren PAN-Regierung kam es mit der Wahl des PRI-Kandidaten Enrique Peña Nieto wieder zu einem Parteiwechsel.
Die Regierung von Enrique Peña Nieto(2012-2018) führt die von Carlos Salinas (1988-1994) eingeleitete und den PAN-Präsidenten fortgesetzte Freihandelspolitik konsequent fort. Gleichzeitig setzt der Präsident entschieden auf Strukturreformen und die innere Integration des Landes. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Integration hat Enrique Peña Nieto gleich zu Beginn seiner Amtszeit bewiesen. Zwischen den drei großen Parteien wurde der „Pakt für Mexiko“ geschlossen. Dieser bildete die Grundlage für die Umsetzung grundlegender Strukturreformen, die inzwischen alle die Gesetzgebungsverfahren durchlaufen haben. In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit sah sich Peña mit einem dem Verfall der Erdölpreise und dem Politikwechsel in den USA konfrontiert. Mexiko verfolgt weiterhin eine freihandelsorientierte Wirtschaftspolitik und tritt entschieden für den Erhalt des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA ein.